Ich habe mich immer gefragt, wie sieht es aus hinter den Kulissen bei denen, die Nähen nicht nur als Hobby haben, sondern es beruflich ausüben.
Komm mit auf eine Reise durch die Ateliers und Werkstätten und mach mit mir einen tiefen Einblick hinter die Kulissen…
Dieses Mal hat Luzie Linde von For Mami & Me by LuMaLi aus dem Nähkästchen geplaudert, obwohl sie gerade erst ein Baby bekommen hat.
Hallo Luzie, schön dich zu treffen… Zu Anfang ganz einfach: Wer bist du und was machst du?
Ich bin Luzie, bin 27 Jahre alt, Mama von Lisa 3 1/2 Jahre und Karl 3 1/2 Wochen alt. Ich lebe mit meinem Freund und dem Papa der beiden hoch oben im Norden an der Ostseeküste in Neustadt Holstein. Eigentlich bin ich Rettungsassistentin, nähe aber schon seit 15 Jahren. Zu meinem 12 Geburtstag bekam ich meine erste Nähmaschine. Die Näherei ließ mich nie so recht los, früher nähte ich viele Taschen, krumm und schief versteht sich. Tischdecken und Kissenbezüge wurden ebenfalls gern genäht.
Der kleine Karl ist ja noch ganz frisch! Herzlichen Glückwunsch!!!
Oh ja, Vielen Dank <3
Warum hast du dich bei mir als „tapferes Schneiderlein“ beworben? Neben der Arbeit nähen tun ja viele…
In meiner Familie ist das textile Handwerken eigentlich eine Tradition, meine Oma ist eine hervorragende Weberin und Strickerin, meine Mama und meine Großtante haben meinen Bruder und mich früher auch von oben bis unten bestrickt. inzwischen bestrickt sie nur noch unsere Füße, dafür nähe ich für sie ihr ihre geliebten Unterhosen ;). Ich finde es eine tolle Idee, was du da machst, so reflektiert man selbst auch mal seine Arbeit. Außerdem ist es bei mir lange nicht nur ein Nähen neben der Arbeit, seit über 3 Jahren habe ich mein Gewerbe angemeldet. Eigentlich plante ich ein Dawanda-Shop in dem ich Partnerlooks für Mütter und Kinder vertreiben wollte…
Finde ich eine schöne Idee… Warum wurde nichts draus?
Ich merkte ziemlich schnell, wie überlaufen der Markt ist und wie viele ihre Sachen bei Dawanda für einen Hungerlohn verkaufen.
Also wolltest du deine Artikel nicht auch noch in den Ring werfen…
Genau, auf Märkten verkaufen kam für mich auch nicht in Frage, denn hier im Ort gibt es ebenfalls einige Damen, die gewerblich nähen und auf den Märkten in der Umgebung verkaufen. Ich wollte keine Konkurrenz mit ihnen eingehen. so musste eine neue Idee her. Die wenigen Werke, die ich genäht und verkauft habe, kamen aber sehr gut an, und da ich meine Dinge immer nach eigenen Schnittmustern nähte und der Hype ums Nähen immer größer wurde kam mir bald die Idee, meine Schnittmuster den Damen, die nähen zur Verfügung zu stellen. Ich überlegte, in welcher Form ich das machen könnte, und entschied mich bald für das digitale Medium Ebook. Mein erstes Ebook wurde ein Kapuzenhoodie mit schräg versetzter Knopfleiste, Paul(ine) hab ich ihn genannt. Pauline ist nicht nur der zweite Name meiner Tochter, sondern auch ein Unisex optionaler Name.
Du hast direkt mit Kleidungs-Schnittmustern angefangen. Woher hast du das nötige Wissen bekommen für Größenanpassungen usw.?
Ich hab eine Menge Kinder in meinem Bekanntenkreis vermessen und diese Maße mit gängigen Maßtabellen abgeglichen und bin so zu meiner eigenen Tabelle gekommen. Ich habe mit einer Bekannten zusammen gewerkelt, die Modedesignerin ist und mir viel zu Schnittkonstruktion erklärt hat. Allerdings hat sie nie mit den digitalen Grafikprogrammen gearbeitet, so dass wir viel auf einem großen Bogen Papier auf dem Boden gesessen haben und gezeichnet, erklärt und beratschlagt haben… Nach ca. 6 Monaten war der Schnitt dann nahezu fertig und ich hab ihn Probe nähen lassen.
6 Monate hast du daran gearbeitet?? Wahnsinn!!
Ja, 6 Monate, ich musste den Schnitt ja selber immer wieder nähen, optimieren, die Anleitungen schreiben, die einzelnen Schritte für die Anleitung fotografieren. Das ist eine Menge Arbeit. Ich hab dazu den Schnitt in DinA4-Seiten gestückelt, eingescannt und so gelassen, also nicht digital nachgezeichnet. Das ist knapp 3 Jahre her, da gab es noch einige Schnittmuster, die so gezeichnet waren. Ein Ebook ist keine Sache, die innerhalb von Tagen von der Idee zum fertigen Ebook wächst, da steckt viel mehr dahinter.
Zumindest nicht, wenn es was taugen soll…
Mittlerweile sind deine Schnitte auch digital erstellt?
Ja, inzwischen hab ich seit gut 2 Jahren eine liebe Dame gefunden, die sehr bewandert ist, was Grafikprogramme aber auch die Schnitterstellung angeht und mir meine Schnitte digitalisiert, anpasst und nach meinen Angaben gradiert.
Also nicht mehr auf dem Boden knien und zeichnen… Das erleichtert es doch erheblich oder? 😀
Das erleichert nicht nur, sondern macht meine Schnitte auch für meinen Geschmack perfekt ansehnlich 😉
So sollte es ja auch sein… Auf Dawanda bist du jetzt aber trotzdem gelandet…
Ja, das stimmt… Es ist halt unkompliziert. Die Kunden können darüber direkt ihre Dateien per Paypal, Gutschein oder Überweisung bezahlen und bei den beiden erst genannten Bezahloptionen direkt downloaden. Außerdem ist es eben eine große Plattform, auf der viel von DIY-lern gesucht wird.
Das ist auch so meine Überlegung… ich überlege auch hin und her, bin aber noch zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen.
Von der Idee einen eigenen Shop zu betreiben habe ich mich schnell verabschiedet. Das hat viele Gründe. Zum einen muss man dafür eine Menge Geld in die Hand nehmen, um erst mal alles aufzubauen, der Anwalt möchte Geld für die AGB-Erstellung, der Programmierer für die Erstellung des Shops und man muss ihn regelmäßig pflegen. Da ich das vermutlich auch nicht allein könnte, müsste ich auch dafür ein Ansprechpartner haben, den ich bezahlen muss. Was für mich aber der Hauptgrund ist, ist folgender: Ich hasse es, 1000 Accounts haben zu müssen, mich überall anmelden zu müssen und meine Daten kund zu tun. Außerdem bekomme ich es nie hin, mir meine Daten zu merken für die Anmeldung, denn man sollte ja nicht überall die selben Passwörter haben. Ich denke, meine Kunden denken ähnlich und würden sich vielleicht nicht für den Kauf von nur einem Ebook extra anmelden und bevorzugen daher die Abwicklung über Dawanda, weil man dort mit nur einem Kundenkonto eine sooo große Auswahl hat. Natürlich hat man dort auch hohe Abgaben und die Monatsrechnung lässt einen manchmal ganz schön staunen, aber es wird eben auch nahezu alles für einen erledigt, gerade in der Verbindung mit FetchIt und Billbee ist das ein tolles Gesamtpaket ( und nein, ich will nicht gerade Werbung für Dawanda machen :D)
Das sind starke Argumente für Dawanda… Du hast mich beinahe überzeugt 😀
Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus? Wo willst du noch hin? Oder soll es einfach so bleiben und laufen?
Ich bin zufrieden, so wie es läuft, wirklich! Ich hab einen Rahmen erreicht, der für uns passt. Ich hab einen selbstständigen Partner und 2 Kinder, die gehen vor. Da bleibt nicht mehr Zeit, das Gewerbe noch höher zu treiben. Ich muss von meinem verdienten Geld aus dem Gewerbe nicht das Essen auf den Tisch bringen.
Also läuft es gut nebenbei, was bei zwei kleinen Kindern doch perfekt passt! Wie sieht ein typischer Tag bei „For Mami&Me by LuMaLi“ aus?
Oh, für die Zukunft mit 2 Kindern kann ich das noch gar nicht so sagen. Im letzten Jahr hatte ich ja auch noch einen Hauptjob… Also mein Wunschplan ist so, dass ich morgens die Große in den Kindergarten bringe und dann mit Karl in mein Nähatelier gehe. Er hat dort seine Ecke und wird auch hoffentlich noch eine Menge schlafen. 😉 Den Vormittag dann fürs Nähen, Zeichnen und das Anleitung schreiben nutze. Mittags dann die Große abholen, gemeinsam essen und den Nachmittag als Familie nutzen. Abends wenn die Kinder schlafen, ist dann der Dawanda-Shop-Support dran… Die Vormittage arbeiten werden sich aber nicht über 5 Tage wie bisher belaufen, sondern eher auf zwei bis drei, denn Karl hat ja auch seine Bedürfnisse und der Haushalt macht sich auch nicht allein…
Jaaaa, leider nicht! Das wäre mal eine Erfindung, der selbstreinigende Haushalt…
Also möchtest du auf jeden Fall weitermachen oder kannst du dir vorstellen, es irgendwann komplett einzustampfen und nur noch normal arbeiten zu gehen?
Ich möchte es auf jeden Fall weitermachen, denn es macht mir total Spaß und das Geld, was ich damit verdiene, macht uns das Leben schöner. Ich habe im letzten Jahr „normal gearbeitet“ meine Tochter ist mit 2 Jahren in die Krippe gekommen und ich habe in Teilzeit in der Integrationshilfe in der Grundschule gearbeitet. Das hat mir großen Spaß gemacht und war eine tolle Ergänzung zu meinem Gewerbe. In dieser Zeit hatte ich nur 2 Nachmittage, an denen ich arbeiten konnte. An einem habe ich meine Tochter mit ins Nähatelier genommen, an dem anderen hat meine Tochter ihren Opa-Tag.
Eine letzte Frage noch zum Schluß… Ich bin gern Topfgucker… Was hast du als letztes gekocht?
Mediterranen Nudelsalat mit getrockneten Tomaten, selbstgemachtem Pesto, und Parmesan Hobeln 😀
Oooooooh, das klingt lecker….
Ultra lecker, vor allem bei dem Wetter, zum Grillen eine perfekte Beilage!
Ich krieg Hunger…
Gibt es irgendwas, was du jetzt noch unbedingt loswerden willst, was ich noch nicht gefragt habe?
Ich glaub, ich hab alles gesagt, was mir auf dem Herzen liegt 😉 Vielen Dank für das unkomplizierte Interview, das hat echt Spaß gemacht! (Und meine Aufregung war ganz umsonst)
Jaaaaa, komplett!! Ich fand es auch sehr nett, mit dir zu plaudern… Dann wünsche ich dir eine ganz tolle Eingewöhnzeit mit deinem Baby und viel Erfolg für deine kleine Firma!
Vielen Dank! dir wünsche ich auch viel Erfolg und vor allem Freude an dem, was du tust. Denn Spaß ist doch zumindest das halbe Leben 🙂
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