Ich habe mich immer gefragt, wie sieht es aus hinter den Kulissen bei denen, die Nähen nicht nur als Hobby haben, sondern es beruflich ausüben.
Komm mit auf eine Reise durch die Ateliers und Werkstätten und mach mit mir einen tiefen Einblick hinter die Kulissen…
Dieses Mal stand mir Svenja Köhler von Kaidso Onlinekurse Rede und Antwort und lüftet ein wenig die Decke, wie es mit Kaidso weitergeht und was sie noch so alles vorhat…
Hallo Svenja! Schön dass wir es endlich doch noch geschafft haben. Fangen wir ganz simpel an. Stell dich vor… wer bist du und was machst du?
Hey Sabine 😀
Ich bin Svenja. Ich „mache“ viel…beruflich die kaidso onlinekurse mit derzeitigem Schwerpunkt auf die Nähkurse.
Ich bin mit ganzem herzen zweifache Mama, bin überall kreativ beschäftigt, habe viele Tiere, einen kleinen Hof, bin leidenschaftliche Bullifahrerin und mache eigentlich alles, was mir gerade in den Sinn kommt. wenn Zeit dafür ist… Aber Deine Frage zielt wahrscheinlich eher auf die Kurse, hm? 😉
Wow, da hast du ja echt viel um dich rum. Ja, meine Frage zielt eher auf dein berufliches Wirken… Wie bist du dahin gekommen, wo du heute bist? Dass du uns alle virtuell in dein Atelier einlädst und an die Hand nimmst, damit jeder für sich passende Kleidung nähen kann. Ist ja eine doch eher ungewöhnliche Herangehensweise.
Ich bringe anderen in meinen Nähkursen bei, wie sie anhand ihrer Körpermaße eigene, perfekt sitzende Kleidung und Schnittmuster selber machen können. Dabei konzentriere ich mich darauf, dass die Umsetzung zu Hause auch wirklich verstanden und umgesetzt werden kann. Natürlich mit Fachwissen, aber aus einer anderen Sichtweise und mit etwas unkonventionelleren Methoden. Logisch, einfach und simpel erklärt – mit Fehlerquellenerklärungen, Tipps und Tricks. so, wie ich es auch einer Freundin erklären würde, nicht meiner Lehrerin…
Das ist so sympathisch und authentisch! Aber damit hast du ja nicht angefangen. Wie war dein Weg? Du hast ja eine mehr oder weniger klassische Ausbildung zur Schneiderin gemacht. Da gibt es ja doch einige und keine lehrt so wie du. Woher kam die Idee dazu?
Danke 😀 Hm, ich glaub der Ursprung liegt darin, dass ich mich oft selbst geärgert habe über traditionelle, starre Methoden in der Art des Lehrens der Schneiderei, über schlecht sitzende Kleidung, blöde Schnittmuster…und dabei immer wusste, dass es eigentlich ganz einfach ist, wenn man erst einmal verstanden hat, wie so ein Schnitt überhaupt gemacht wird, worauf man achten muss, wie man seine Maße ganz einfach auf Papier bringen kann…
Ja, ich bin den klassischen Weg gegangen. Erst Ausbildung, dann eigenes kleines Label mit Angestellten und Azubis, Unikate und Maßanfertigungen. Mode und Design sind wirklich meine Passion. Aber mehr als all dieses „showglamour“, das da so drum gemacht wird, hat es mich immer interessiert, wie ich wirklich individuell für eine Person etwas passend anfertigen kann und zwar so, dass dieses Kleidungsstück einem dann auch wirklich steht, man sich wohl damit fühlt. So habe ich mit meinem Label immer Maßanfertigungen mit Option auf Wunschstoffe und Designs angeboten – hauptsächlich online…puuhhhh…sehr viel Arbeit und Aufwand. Aber mir war das einfach unglaublich wichtig.
Dann wurde immer mal wieder nach Schnittmustern gefragt. Ich habe angefangen, per Hand Schnittmuster für die Kunden zu machen und zusammen mit Stoffpaketen verschickt. dann habe ich probeweise mal ein Video gemacht zur Schnitterstellung von Hosen…oh man – was für ein Video!!!! Total chaotisch, in meinem provisorischem Nähzimmer…wir waren gerade in dieses Haus gezogen…und ich war mega-aufgeregt…
Aber das Video kam sehr gut an, auch und gerade wegen meiner Art. Wer ist schon perfekt? Naja, und dann war der Gedanke geboren, mehr davon zu machen…
Du hast eine sehr schöne Art, Dinge zu erklären, dass sie wirklich jeder versteht – abseits von allem Fachchinesisch, was du dabei aber trotzdem auch noch erklärst. Momentan haust du ja fast stündlich neue Kurse raus. Wie schaffst du das? Wie organisiert du dich? Du hast ja doch einen recht großen Haushalt mit allem drumherum. Wie sieht ein typischer Ateliertag bei dir aus? Oder gibt es den gar nicht?
Danke, das freut mich zu hören!
Ich bin sehr strukturiert in diesen Dingen, sehr zielstrebig und zur Zeit werde ich zeitlich da wirklich sehr durch meinen Freund und den Papa der Kinder entlastet, die sich abwechseln mit Haushalt und Kindern. Mein typischer Tag ist zur Zeit in etwa so: morgens um 6 aufstehen…OHHHHH KAFFEEE!!!… Wirklich, ich muss echt morgens auf jeden Fall erst mal n Kaffee trinken 😉 und dann Frühstück machen. Falls die Kids noch nicht wach ist, schon mal Mails checken. Dann raus, die Tiere versorgen, wieder rein, ein bisschen mit den Kids den Tag einläuten, fragen, was geplant ist, noch ein bisschen kuscheln, Buch vorlesen… Dann rüber ins Atelier. Meistens stehen dann 1 – 2 Stunden PC-Arbeit auf dem Programm. Dann anfangen mit den Kursen oder Neues ausprobieren, je nachdem, was mir grad im Kopf rumschwirrt. Ich kann schlecht Dinge „abarbeiten“, wenn ich nicht inspiriert bin – und wenn ich eine Idee habe, dann muss sie raus 😀
Dann mit den Kids essen, mit den Hunden raus, schwimmen oder laufen gehen – oder ins Fitnessstudio. Ich brauch bei dem ganzen Sitzen unbedingt einen körperlichen Ausgleich, sonst werd ich nervig…das geht nicht. Dann weiter mit Videos bearbeiten, Sachen nähen, entwerfen…mit euch auf Facebook kommunizieren. Abends dann wieder rüber, Mama sein genießen. Einen Tag in der Woche nehme ich mir derzeit komplett für die Kinder und zum Glück habe ich ja diesen großen Segen, dass ich zu Hause arbeiten kann. Also bin ich immer da, sollte was sein.
Aber dieser straffe Zeitplan ist nur zur Zeit so, weil ich wirklich die Kurse etwas komplettieren möchte, damit ich alle „Bereiche“ einmal gut abgedeckt habe. Wir haben dafür drei Monate „veranschlagt“. die Seite lief technisch teilweise katastrophal, ein Desaster!!! Wahnsinn, wie viel Zeit dabei draufgeht. Zum Glück habe ich da jetzt jemanden gefunden, der das sehr gut und zuverlässig macht…nach vielen vielen Versuchen!
Ab Anfang September möchte ich mich auf andere Kursbereiche ausweiten und dann über den Jahreswechsel für drei Monate in die USA, die Seite und Kurse auf englisch übersetzen und noch weiter an den neuen Kursbereichen arbeiten. Das wird dann eine eher entspannte Zeit mit ganz viel Zeit für meine Kids und meinen Freund. Unterricht von Mama – JIPPIE! meine Kleine freut sich 😉
Ich glaube, ich kann das alles so im „Dauermodus“ machen, weil mir meine Arbeit einfach wirklich sehr viel Spaß macht…eigentlich ist das gar nicht meine Arbeit…sondern meine Leidenschaft und mein Hobby 😉 ….ich schreibe auch gerne ;-))))…
Wow, das klingt spannend…. Ich glaube aber, anders als durchstrukturiert geht es mit so einem Pensum gar nicht. Das Arbeiten von zu Hause aus schätze ich auch sehr. Ist einfach sehr entspannt. Du hast uns gerade einen tollen Ausblick in die Zukunft gegeben: Kaidso auf englisch. Das ist eine Herausforderung, aber für dich garantiert machbar.
Da ich selbst sehr gut englisch spreche, ja. Mit Fachbegriffen und Redewendungen hilft mir sicherlich meine Tante….hoffentlich…;-)
Woher kommt eigentlich der Name Kaidso? Bedeutet das irgendwas oder ist das ein Fantasiegebilde? Wie kam es dazu?
kaidso setzt sich zusammen aus KAnn Ich Doch – SO! Weil mir seit frühster frühster Kindheit immer alle gesagt haben, das könne ich doch nicht machen, das ist doch zu viel, ich muss mich entscheiden, für etwas bodenständiges (hab mal Rechtsanwaltsgehilfin gelernt…), soll mich anpassen…mit Kunst kann man doch kein Geld verdienen…beim Arbeitsamt legte man mir nahe, den unglaublich kreativen Beruf der Zahnmedizintechnikerin zu erlernen…weil ich mich weigerte, nochmal einen unkreativen Beruf zu erlernen. Nichts gegen diesen Beruf…aber ich glaub nicht, dass die sich über meine kreativ erarbeiteten künstlichen Zähne gefreut hätten 😉
Aaaaaah, daher kommt Kaidso!! Ich habe echt schon lange hin und her gerätselt. Passt aber absolut! Wir haben jetzt nach vorne in die Zukunft geblickt. Werfen wir mal einen Blick zurück. Wenn du nach der Schule gewusst hättest, was du heute weißt: Würdest du was anders machen oder würdest du alles nochmal genauso machen?
Ich würde natürlich alles nochmal genauso machen, weil ich sonst nicht das wüsste, was ich heute weiß. Ich wäre nicht so stark. Ich hätte nie so kämpfen müssen. Ich hätte viele Dinge verpasst, die mich zu der Person gemacht haben, die ich heute bin.
Ich war sehr oft wütend und enttäuscht über Dinge und Menschen – aber vor allem auch von mir. Aber ich habe viel daran und damit gearbeitet und heute bin ich für jede noch so besch*** Lektion sehr dankbar. Ohne die Ausbildung beim Rechtsanwalt hätte ich mich wohl nie mit Computern beschäftigt. Hätte man mich immer unterstützt, hätte ich nicht gelernt, alleine und immer wieder aufzustehen und weiter meine Träume zu verfolgen. Ich glaube, es ist nicht wichtig, wie oft man fällt. Es ist wichtig, zu lernen und wieder aufzustehen. Und später drüber lachen zu können mit dem Bewusstsein, dass man das beste aus der Situation gemacht hat. Man kann wohl nur immer das beste in dem Augenblick machen, in dem man gerade ist. und es erst dann ändern, wenn man mehr weiß. Und es dann versuchen, besser zu machen..weise, oder 😉 Aber es stimmt tatsächlich. Also: Alles gut. Ich bin mit meinem Werdegang privat sowie beruflich total im Reinen – und lerne immer noch gerne und viel dazu.
Das klingt sehr gut! Ich sehe es genauso. Klar könnte man manches anders machen, vielleicht sogar besser. Aber wären wir dann noch der, der wir heute sind? Nadine von Pflaumenwurst sagte es so: „Umwege sind immer sehr lehrreich und führen am Ende zum persönlichen Erfolg.“
Das kann ich so unterschreiben! Manchmal denken wir, etwas ist unser Ziel – und dann erkennen wir auf dem Weg, dass es das gar nicht ist…und darin ist etwas wunderbares, zauberhaftes…
Jetzt möchte ich aber noch gerne wissen, was magst du denn gar nicht an deinem Alltag? Gibt es etwas, was du am liebsten auslagern oder abschaffen würdest? Ich bin ja so ein Bügel-Vermeider. Ich bügele nur, was unbedingt nötig ist – außer beim Nähen, da bin ich pingelig und bügele viel. Was ist so dein rotes Tuch?
ouuuja – bügeln ist mir auch ein Gräuel…vermeide ich sogar beim Nähen, wenn es irgendwie geht…
Ich bin absoluter Nicht-fan von diesem ganzen Papierkram, den das Selbstständigsein so mit sich bringt. Das ist so zeitraubend, langweilig, einfach…gnach…neee…dann lieber den ganzen Tag irgendwo ein Loch buddeln…ich weiß nicht. Und auch dieser ganze Hintergrund-Technik-Kram, also die formalen Dinge…hmmm…muss auch nicht sein… Also, ich sag mal ganz grob: so dinge „abarbeiten“ in Dauerschleife, bei denen man viel still sitzen muss…das mag ich nicht….ich sitze gerne freiwillig still. z.b. beim meditieren oder nähen – aber nicht bei solchen dingen 😉
Ja, der liebe Bürokram… der ist hier auch ein ungeliebtes Stiefkind, dass aber viel Aufmerksamkeit einfordert. Eine Frage noch zum Abschluss… Die mussten bisher alle meine Interviewpartner beantworten und ist mittlerweile zum Running Gag geworden: Wann hast du das letzte Mal gekocht und was?
heute – naja, ich weiß nicht, ob das unter kochen fällt. Ich koche eigentlich jeden Tag, ich mag nicht so komplett Fertigkrams…oder mein Freund kocht 😉
Also, es waren wunderbar angebratene Zwiebeln mit Eiern von unseren Hühnern auf Vollkornbrot mit eingelegtem Knoblauch, Curryketchup und Remoulade….hmmm, hört sich das ekelig an?? Zählt das??? und du?
Oh, das klingt lecker, besonders Eier von euren Hühnern – das sind die besten! Bei uns gab es heute ganz klassisches Geschnetzeltes. Ich koche eigentlich auch gerne, aber nicht wenn ich mit der Zeit knapp bin.
jaja…die Zeit…die kann einem die Kreativität manchmal ganz schön vermiesen 😉
Gibt es noch irgendeine Frage, die du unbedingt noch beantworten möchtest?
Nein, ich glaub du hast wirklich alles bedacht und ich fühle mich sehr gut befragt. Vielen Dank!
Dann wünsche ich dir für deine Kurse und besonders die Zeit in den USA alles Gute und viel Erfolg. Wenn du dann mal reich und berühmt bist, denk an mich und gönn mir noch ein Interview 😀
Definitiv <3 ! hab einen schönen Abend :-*
Danke! Dir auch!!!
ICH bin von erste Minute Fan von Svenja
Hallo Heike,
ja, sie hat eine ganz eigene Art, an die Erstellung von Schnittmustern bzw. Kleidung ranzugehen. Manche brauchen eine Weile bis sie damit klar kommen, weil man plötzlich frei ist und keine Hilfslinien mehr hat, an denen man sich langhangelt oder über die man sich auch ärgert. Es lohnt sich definitiv, es auszuprobieren.
Liebe Grüße aus der Nähterei
Sabine