Immer wieder und überall tauchen die gleichen Fragen zum Nähgarn auf:

  • Kann ich normales Nähgarn auch für die Overlockmaschine nehmen?
  • Kann ich Overlockgarn auch mit der Nähmaschine vernähen? Ist doch viel mehr drauf und außerdem billiger.

Genauso häufig tauchen dann auch folgende Antworten auf:

  • Klar, mache ich immer so.
  • Ist noch nie was passiert.

 

Aber ist das auch alles richtig so? gibt es da Unterschiede und wenn ja welche? Warum gibt es überhaupt so viele verschiedene Garne?

Mit ist vor kurzem Myriam Linster virtuell geradezu über den Weg gelaufen, weil sie sich genau darüber Gedanken gemacht hat und ihr Fachwissen einfach mal aufgeschrieben hat. Sie hat untenstehenden Text über die unterschiedlichen Garne verfasst und stellt ihn mir als Gastautorin für meinem Blog zur Verfügung.

Myriam, vielen lieben Dank!

Myriam Linster ist Stickerin und erstellt Designs zum Sticken, näht nach ihren eigenen Entwürfen und gibt auch von Zeit zu Zeit Nähkurse mit bunt gemischtem Publikum. Nebenher testet sie auch noch material, wie zum beispiel Näh- oder Overlockmaschinen. Ihre Designs findet ihr hier auf etsy.

Doch nun zu ihrem Text, dass Garn eben nicht gleich Garn ist:

Garn ist nicht gleich Garn

Maschinengarn:

Maschinengarn ist zweiteilig aufgebaut. Innen besteht es aus einem stabilen und sehr reißfesten Polyester-Faden.  Dieser wird außen von einem kurzstapeligen (kurzfaserig) Polyester-Garn ummantelt . Dadurch hat es ähnliche Eigenschaften wie Baumwolle: es lässt sich leicht verknoten und glänzt nicht auf dem Stoff. Es hat also die Vorteile des Baumwollgarnes, stumpf auszusehen, ohne dessen Nachteile: mit der Zeit brüchig und nicht lichtecht zu sein. Es ist viel reißfester (durch den Innenfaden) als ein Garn das nur aus kurzstapeligen Fasern besteht.

Die Bezeichnung z. B. 120 ist die Dicke (je höher die Zahl, desto feiner der Faden).

Jeansgarn

Jeansgarn ist ein dickeres, stabileres Nähgarn mit einer Dicke von 50 oder 60.

Ledergarn

Ledergarn ist ein sehr dickes Garn mit einer Dicke von 40, 30 oder auch mal 20.

Tipp: Ledergarn kann man auch für Knopflöcher benutzen, das es sehr langlebig und reißfest ist bei starker Beanspruchung.

Overlockgarn:

Overlockgarn ist ein einfach aufgebautes preiswertes, wenn auch nicht sehr reißfestes Garn. Einfach aufgebaut heißt, dass es nur aus kurzstapeligen Fasern besteht. Overlockgarn hat damit keinen inneren Faden als Kern zur Stabilisierung. Trotzdem kann man mit Overlockgarn auch Nähte schließen. Man kann mit einer Overlocknaht elastische Stoffe zusammen nähen (Jersey- oder Sweatshirt-Stoffe). Aufgrund der Schlaufenbildung sind die Nähte so dehnbar, das auch ein wenig reißfestes Garn nicht so überdehnt wird, dass es reißt.

Overlockgarn ist total ungeeignet um es als normales Nähgarn zu benutzen, auf kurz oder lang (meist kurz) wird der Faden reißen und die Naht aufgehen.

Bauschgarn:

Bauschgarn ist ein texturiertes (überdrehtes) Garn, das dadurch sehr dehnbar ist und damit für Overlocknähte gut geeignet. Es springt voluminös in mehrere Fäden auseinander und deckt daher die Naht beim Versäubern gut ab, ist daher für stark fransende Stoffe sehr zu empfehlen.
Größtes Problem: nicht jede Nähmaschine kommt gut mit dem (sehr preisgünstigen) Bauschgarn zurecht, da dieses sich leicht in der Nadel verfangen kann.

Blindstich-Overlockgarn

Zum Versäubern, Ketteln, Rohnähen, Abkurbeln, Overlocken von dünnen Stoffen empfiehlt sich dieses besonders dünne Garn ebenso wie für professionelle Blindstichmaschinen. Da es aus einem Polyester-Endlosfaden besteht ist es recht reißfest. Es eignet sich auch zum Nähen von dehnbaren Stoffen.
Es muss jedoch beachtet werden, dass ein solches Garn aufgrund seiner sehr glatten Oberfläche sich nicht so gut verknoten lässt. Man muss daher das Ende sehr sorgfältig sichern, damit die Naht nicht aufgeht.

Transparentes Overlockgarn

Tarnsparentes Overlockgarn wird verwendet, wenn das Obermaterial viele verschiedene Farben hat oder man die Naht nicht so stark sehen soll. Hier gibt es große Qualitätsunterschiede. Wenn es zu steif und wenig biegsam ist, hat man nachher eine borstige starre Naht, die das Kleidungsstück in der Form verändert. Außerdem stehen die verknoteten Enden kratzig ab und wirken unangenehm beim Tragen. Ein gutes professionelles Transparent-Overlockgarn ist sehr dünn und sehr fein und passt sich daher der Naht gut an, ohne sie zu versteifen. Es gibt es aber meist nur in großen Aufmachungen von über 10 000 m.

Soweit der Text von Myriam Linster.

Mein persönliches Fazit dazu:

Es ist definitiv nicht egal, welches Garn man wofür verwendet. Jedes Garn hat seine Bestimmung und Verwendung, die man für ein optimales Nähergebnis beachten sollte. Klar kann man es auch anders machen, aber – den Rest des Spruchs kennt ihr.

Viel Spaß beim Nähen!