Stoffmarkt – was hat es damit eigentlich auf sich?
Seit ein paar Jahren gibt es ein Wort, was die gesamte Nähwelt in Verzückung versetzt: Stoffmarkt. Dieses Wort sagt jemandem, der nicht näht nicht viel, aber jeder der näht, hört irgendwann dieses zuckersüße Wort und kann ihm nicht lange widerstehen.
Was aber ist denn überhaupt ein Stoffmarkt?
Ein Stoffmarkt ist das Paradies! Ein Markt ähnlich einem Wochen- oder auch Weihnachtsmarkt prall gefüllt mit Stoffen, Schnittmustern, Knöpfen, Bändern, Reißverschlüssen, Garnen, Wolle und einfach allem, was das Handarbeitsherz begehrt.
Wer sind die Veranstalter?
In Deutschland gibt es im wesentlichen zwei Veranstalter für den Stoffmarkt, die das Bundesgebiet unter sich aufgeteilt haben: zum einen der Stoff- und Tuchmarkt und zum anderen der
Holländische Stoffmarkt. Gibt es da Unterschiede? Ich war bisher nur auf dem Stoff- und Tuchmarkt, einfach weil die anderen Märkte zu weit entfernt sind. Manche sagen, der eine Anbieter wäre besser oder günstiger als der andere. Aber wenn überhaupt, sind die Unterschiede nur ganz geringfügig und rechtfertigen wohl keine 2 Stunden längere Anfahrt.
Beide Veranstalter veröffentlichen regelmäßig Termine für den Stoffmarkt, am Wochenende oder an Feiertagen. Jeden Tag eine andere Stadt. Viele Städte haben einen Termin im Halbjahr, einige sogar zwei. Die Veranstalter sind eine feste Truppe von Marktbeschickern hauptsächlich aus Holland, die jedes Wochenende woanders zu finden sind. Regional werden sie zum Teil noch ergänzt von Händlern vor Ort, die ebenfalls ihre Ware an Ständen anbieten.
Was gibt es auf dem Stoffmarkt?
Wie gesagt, alles rund um´s nähen. Aktuelle Stoffe ebenso wie Klassiker. Jersey, Sweat, Alpenfleece, Melangesweat, Wachstuch und beschichtete Baumwolle, Bündchen, Spitze, Möbel- und Gardinenstoffe, Kurzwaren soweit das Auge reicht: Knöpfe, Bänder, Nähgarn, Nähmaschinenzubehör, Reißverschlüsse, Vlieseline, Gummibänder… Eine Liste wirklich ohne Ende!!!
Zum Teil werden auch fertige Sachen auf dem Stoffmarkt zum Kauf angeboten, aber der Fokus liegt klar auf Selbermachen.
Eine Besonderheit sind die sogenannten Coupons. Das sind bereits fertig abgeschnittene Stücke, die zu festen Stückpreisen verkauft werden, zum Teil mit Mengenrabatt.
Wie sind die Preise?
Die Preise auf dem Stoffmarkt sind oftmals günstiger als im regionalen Stoffgeschäft oder auch im Onlineshop. Aber auch hier lohnt es, zu vergleichen. Ein und derselbe Stoff kann 3 Stände weiter 3 Euro günstiger pro Meter sein. Aber es heißt aufpassen!
Ich hatte schon einen wunderschönen Stoff entdeckt und gedacht, mal sehen, ob ich den nicht noch günstiger finde. Tja… am Ende hab ich ihn gar nicht mehr gefunden, weil ich im Gewirr der Stände einfach nicht mehr den richtigen Stand wiedergefunden habe, wo mein Traumstöffchen lag.
Was sind die Vorteile eines Stoffmarktes?
- Man kann die Stoffe anfassen. Ein ganz entscheidender Vorteil gegenüber dem Onlinehandel. Gerade für Anfänger ist das einfach hilfreich und ehrlich gesagt, ich liebe es, die unterschiedlichen Stoffe anzufassen, ihre Haptik zu fühlen, ihren Fall zu testen, zu sehen, wie stark er knittert…
- Man kann perfekte Kombistoffe finden. Das bringt uns gleich zum nächsten Punkt:
- Die Auswahl ist gigantisch. Zeig mir den Laden, der 30 verschiedene Sorten Alpenfleece auf Lager hat – mit mehreren Ballen.
- Man kann durchaus Schnäppchen machen – gerade bei den bereits geschnittenen Stücken sind zwar teilweise auch echt merkwürdige Sachen dabei, aber eben auch Schnäppchen. Ich habe schon auf einem Stoffmarkt gut 3m robusten Baumwoll-Canvas für gerade mal 10,- Euro erstanden.
Gibt es auch Nachteile?
Klar, wo gibt es die nicht…
Das erste Mal Stoffmarkt hat mich echt erschlagen. Ich bin nur rumgelaufen, habe überall nur geguckt und am Ende ich glaube einen Stoff gekauft. Also ist eine Liste hilfreich: Was brauche ich unbedingt? Das Röllchen himmelblaues Nähgarn vergisst du garantiert, wenn du es dir nicht aufschreibst. Wenn du ein bestimmtes Schnittmuster verwenden willst, schreib dir vorher raus, was du alles benötigst. Was mir auch etwas missfällt, ist die Mindestabnahmemenge von einem Meter, die es an einigen Ständen gibt. Daher habe ich einiges nicht gekauft, weil mir ein Meter einfach zu viel war – günstiger Preis hin oder her.
Viele sagen, man sollte sich für den Besuch auf dem Stoffmarkt vorher ein Budget festsetzen und auch nicht mehr Geld und schon gar keine Kreditkarte mitnehmen, um nicht Haus und Hof in Stoff umzusetzen. Ist letztlich ne Typfrage, ich hatte bisher diesbezüglich noch keine Probleme und bin meist sogar unter dem gesetzten Budget geblieben.
Noch ein paar Tipps…
- wann ist es leer, wann ist es voll auf dem Stoffmarkt? Lässt sich so genau nicht sagen. Prinzipiell ist es morgens vor Beginn recht ruhig und um die Mittagszeit.
- Pass gut auf deine Sachen auf! Auch auf dem Stoffmarkt wird geklaut, zum Teil sehr dreist. Eine Tüte voll Stoff, die irgendwo rumsteht, findet ganz schnell neue Besitzer. Am einfachsten ist es, selbst eine große Tasche mitzubringen, wo alles reinpasst.
- Bitte, lass deine Kinder zu Hause. Natürlich gibt es durchaus Unterschiede, aber auf manchen Märkten geht es echt rau zu, da wird schon mal gerangelt und geschimpft. Außerdem ist es für Kinder eine echte Geduldsprobe auf Mama zu warten, die gerade den 20. Ballen hervorzieht, und wenn er hundertmal für dein Kind ist. Du hast auch selbst ganz anders Ruhe, wenn du nicht ständig gucken musst, ob dein Kind in der Nähe bleibt.
- Lass dir eine Quittung geben. So hast du im Falle eines Falles eine Adresse, wenn der Stoff mal wirklich nicht in Ordnung sein sollte. Zweiter Vorteil: Viele der Marktstände haben auch einen Onlineshop. Du kannst also den wunderbaren Sweat, den du auf dem Stoffmarkt entdeckt und leider zuwenig gekauft hast, nachordern.
- Sei nett zu den anderen um dich rum!
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