Eigentlich sollte dies ein ganz normaler Blogartikel werden über einen schönen Ausflug an einem sonnigen Samstag im September. So war der Plan… vor dem 10.9.2016.

Es war der Tag der offenen Tür bei Stoffwelten – einem Onlineshop, der in den letzten Jahren explosionsartig gewachsen ist und sich vor allem mit seinen Eigenproduktionen einen Namen gemacht hat.

Ich wollte eigentlich einfach darüber berichten, wie ich den Tag erlebt habe, was ich für Schätze gefunden habe, wen ich getroffen habe. Dieses Konzept habe ich über den Haufen geworfen und das ging nicht nur mir so. Auch das Konzept von Stoffwelten für diesen Tag wurde komplett über den Haufen geworfen.

Ich habe im Netz ein paar Stimmen gesammelt von Leuten, die beim Tag der offenen Tür waren und lasse sie hier zu Wort kommen.

Mary

Ich war mit meinem Kind da – habe aber zugesehen, dass ich früh da war und zeitig wieder weg. Für mich war alles in Ordnung.
Wenn ich allerdings mittags angekommen wäre und diese Schlange gesehen hätte, hätte ich mich nicht angestellt.
Es wäre so eine tolle Veranstaltung gewesen, tolle Details hatten sie sich überlegt. Nur leider haben sie sich etwas verkalkuliert.

Sevda

Wir kamen um kurz nach 12 an und sahen die Helfer schon Wasser verteilen. Unser Navi hat uns dann in ein Einkaufszentrum geführt, wo wir in Ruhe gegessen und geshoppt haben. Gegen 15 Uhr waren wir dann zurück und kamen rein, ohne überhaupt anzustehen. Natürlich haben wir die Goodiebags bekommen. Ich habe mich dann auf Stoffjagd begeben und mein Mann ist mit meinem Sohn zur Hüpfburg. Es gab zwar nicht mehr die Stoffe, die ich gern haben wollte, aber dafür habe ich ganz andere tolle gefunden. Als ich dann meine Familie eingesammelt habe, sind wir dann auch gefahren, weil wir einfach einen langen Tag hinter uns hatten. Alles in allem war es ein recht spannender Tag für uns und ich bereue es nicht, hingefahren zu sein.”

Verena

Ich bin schon früh dagewesen zusammen mit meiner Schwiegermutter standen wir so ca. 20 vor 10 in der Schlange. Wir haben uns in der Warteschlange sehr nett unterhalten. Nach etwa einer 3/4 Stunde ging es dann auch vorwärts und wir sind auch sofort ins Stoffzelt gegangen. Die Luft war zu dem Zeitpunkt zwar nicht gerade angenehm, aber auszuhalten. Wir sind an der Kasse sehr schnell und sehr freundlich bedient worden. Ich habe mir dann noch bei Pauline von Klimperklein ein Buch gekauft und signieren lassen und dort so etwa 20 min angestanden.

Sabrina

Ich war mit meiner 2 jährigen Tochter um ca. 13 Uhr da. 10 Min Schlange um aufs Gelände zu gelangen. Es standen Wasserkisten zur freien Verfügung außen am Zaun und innen wurde auch großzügig verteilt. Ich sah die Schlange vorm Stoffzelt und bin mit meiner Tochter erst mal gemütlich zum Karussell. Dann erst mal ne Bratwurst. Als wir alles andere angesehen hatten, haben wir uns am Zelt angestellt, wo wir nach etwa 20 Min mit so ziemlich dem letzten Schwung Leute reinkamen. Ich bin mit dem, was ich erlebt habe, im Reinen.
Ich kann nachvollziehen, dass Leute die 6 Stunden gefahren sind, es kacke fanden, dann noch 2 Stunden anzustehen. Und am Zelt noch mal anzustehen. Aber wie ausfällig da manche werden sagt mehr über deren Charakter als über die Veranstaltung.

Janin

Ich war auch früh da (9:30). Allerdings sind wir aus der Schlange erst mal raus. Und sind erst mal alle Stände abgegangen. Gegen 12:30 Uhr merkten wir, dass es voller wurde und wir stellten uns in die Schlange des Zeltes. Um 15 Uhr waren wir im Zelt. Die Kartons auseinander gerissen usw. Es herrschten Zustände, die einfach nur schrecklich waren. Es war alles nur noch ein Durcheinander. Ich hätte nicht gedacht das es solche Menschen gibt, die voll im Stoffwahn sind. Schlange standen an der Kasse einmal querbeet durchs Zelt, wobei das echt flott ging. Es muss außerhalb des Zaunes übel abgegangen sein. Viele mit einer Eintrittskarte kamen nicht mehr auf das Gelände, da es einfach zu voll war, viele davon sind einfach über die Zäune geklettert. Mir ging es keineswegs um irgendeine Eigenproduktion oder sonst was. Ich hab den einen oder anderen Meter bekommen, hab mein Autogramm, ein bisschen Garn und ein paar Webbänder und im großen und ganzen froh darüber, das wir auf dem Gelände waren und keine Massenpanik ausgebrochen ist.”

Christina

Wir waren gegen mittag da, wir haben unsere Jüngste mitgebracht. Wir haben uns auf ein tollen Tag bei Stoffwelten gefreut und nach 15 Min in der Schlange festgestellt, dass das mehr Belastung als Spaß werden wird.
Bin ich traurig? Ja! Bin ich enttäuscht? Ja… Aber ich bin NICHT wütend und sauer! Aber andere sind hunderte Kilometer gefahren, haben Hotelzimmer bezahlt, vielleicht Urlaub genommen. Man kann doch verstehen, dass viele sehr traurig sind. Es sind sicher Fehler gemacht worden… Schade, dass es so gelaufen ist.. Aber es ist schade für alle Beteiligten.

Wie an den einzelnen Berichten abzulesen, war es erstens sehr heiß und zweitens sehr voll. Das Thermometer kletterte schon früh über die 30-Grad-Marke und die Besuchermassen füllten schnell die Straßen und auch das Gelände, so dass zeitweise der Zugang gesperrt wurde. Stoffwelten hatte den Tag lange vorbereitet und geplant, neue Stoffdesigns in Auftrag gegeben, örtliche Vereine um Unterstützung gebeten. Und doch ist der Tag am Ende nicht das gewesen, was er werden sollte: ein Tag voller schöner Erinnerungen. Klar, es war keine Familienfeier und Stoffwelten ist und bleibt ein Unternehmen und nicht die Wohlfahrt.

Aber was um alles in der Welt ist passiert?? Es waren mehrere 1000 Leute da, anfangs wohlgeordnet und brav in Schlangen wartend, begann es irgendwann zu kippen und jeder versuchte auf eigene Faust ans Ziel zu kommen. Hitze, weinende Kinder, Kreislaufkollapse, unzufriedene Gesichter, drängelnde Besucher, zerrissene Kartons…

Ein Faktor, der das ganze stark beeinflusst hat, war sicherlich das Wetter. Wer rechnet schon Anfang September mit einer derartigen Hitze? Aber war das wirklich alles? Stoffwelten hat sich mit der Menge der Besucher verkalkuliert, das braucht ihnen keiner sagen…

Aber auch das ist nicht der eigentliche Grund.

Ich sehe den eigentlichen Grund in der überzogenen Erwartungshaltung mancher Besucher. Im Onlineshop ist immer alles da und sofort verfügbar. Wenn nicht, schimpft man eben zünftig mit dem Rechner – hört ja keiner. Aber da standen Menschen! Menschen, die genauso geschwitzt haben wie wir. Menschen, die nicht zum Vergnügen da waren, sondern unter diesen Bedingungen hart gearbeitet haben. Menschen, die sich oft keine Pause gegönnt haben, um für uns Stoffe zuzuschneiden, an der Kasse zu sitzen, Würstchen zu braten, in der sengenden Hitze die Menschenschlange abzugehen um Wasser zu verteilen. Ok, sie wurden dafür bezahlt – ist ja ihr Job. Aber wer hat sich die Zeit genommen, dem Bratwurstbräter in´s Gesicht zu schauen und Danke zu sagen?

Das Fehlverhalten einiger hat eine Eigendynamik entwickelt und sich ausgebreitet – das hätte keine noch so perfekte Planung auffangen können.

Man bekam ein Goodiebag – also eine Tasche mit netten Kleinigkeiten geschenkt, bzw. als Gegenwert für den Eintrittspreis von 5 Euro. Nett, aber nichts was man lebensnotwendig braucht.

Klar ist es nett, ein Geschenk zu bekommen, aber muss das wirklich um jeden Preis sein?

Tretet einen Schritt zurück und nehmt euch selbst mal für einen Moment nicht so wichtig…