Ich habe mich immer gefragt, wie sieht es aus hinter den Kulissen bei denen, die Nähen nicht nur als Hobby haben, sondern es beruflich ausüben.
Komm mit auf eine Reise durch die Ateliers und Werkstätten und mach mit mir einen tiefen Einblick hinter die Kulissen…
Heute durfte ich ein wenig bei Lisa Kienzle von Hansedelli schnuppern… Wer kennt nicht die tolle Foldover…
Hallo Lisa, schön, dass du dir die Zeit nimmst, meine neugierigen Fragen zu beantworten. Fangen wir mal ganz simpel an: Wer bist du und was machst du?
Hallo Sabine, schön, dass ich dabei sein darf 🙂 Ich bin Lisa, seit ein paar Tagen 29 Jahre alt und wohne zusammen mit meinem Freund und zwei Schlappohrhäschen in Köln, gebürtig komme ich aber aus der Nähe von Potsdam. Ich arbeite halbtags im Grafikbüro und die restliche Zeit investiere ich in mein Label “Hansedelli“. Also eigentlich kreativ rund um die Uhr.
Dein Label ist Hansedelli. Wofür steht das? Was machst du genau?
Hansedelli ist noch recht “frisch” am Markt, im April 2014 gegründet. Bekannt geworden letztes Jahr durch die “FoldOver”-Tasche, die immer noch ein sehr beliebtes Schnittmuster ist. Ich hätte damals niiiee gedacht, dass das so gut ankommen würde. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich meine Anleitungen so detailliert mit vielen Fotos und anfängerfreundlich gestalte. Und da haben wir auch schon das, womit ich mich als Hansedelli größtenteils beschäftige: Entwerfen von Taschen/ Täschchen/ Accessoires und dazu die passenden Nähanleitungen gestalten. Gerade bastle ich auch schon am nächsten Prototypen. Diesmal soll es wieder eine Tasche werden.
Wie bist du auf die Idee gekommen, ein Label für Taschen usw. zu gründen? Liegt ja als Grafikerin nicht unbedingt nahe…
Kreativ war ich schon immer. Damals im Schulunterricht war ich auch immer die Beste im Zeichnen, Basteln und Co. und das hat mir auch am meisten Spaß gemacht. Wenn man uns Kinder früher fragte, was wir mal werden wollen, dann haben viele gesagt “Lehrerin” oder “Tierärztin”, aber ich wollte schon immer “Erfinder” werden 😀 Leider gibt es da keine Ausbildung für. Aber als Designer ist man ja auch irgendwie ein Erfinder. Ich hatte schon immer eine Affinität zu Stoffen. Mit etwa 11 Jahren habe ich alle meine Jeanshosen zerschnitten und zu einer neuen (per Hand) zusammengenäht. Das war vermutlich meine erste Erfahrung mit dem Nähen. Hat zwar vorne und hinten nicht gepasst, aber es hatte Spaß gemacht 😀 Einen Taschen-Tick hatte ich schon immer. Ich wollte immer die besonderen Taschen haben, aber irgendwas hat immer gestört – jetzt mach ich sie einfach selber. Stoffe aussuchen, Stoffe kombinieren und in Gedanken schon die fertige Tasche sehen, das macht am meisten Spaß. Als Grafikerin ist man ja auch kreativ, ich denke, dass fließt dann einfach alles zusammen. Und die Grafikkenntnisse sind auch sehr von Vorteil bei der Gestaltung der Ebooks, sodass die auch nach was aussehen und nicht wie in einem Tabellenprogramm erstellt 😉
Also wurdest du kein Erfinder, sondern Grafikerin, die sich ihre Taschen selber näht. Wie kam es dazu, dass du die Anleitungen dazu auch anderen zur Verfügung stellst?
Eigentlich bin ich studierte Mediendesignerin und hatte meinen Schwerpunkt im Bereich Dokufilm. Auch das kommt mir (demnächst) bei den Ebooks zu Gute, ist aber noch in Planung. Ein Erfinder bin ich ja trotzdem irgendwie, denn ich denke mir ja erstmal aus, wie die Tasche aussehen soll und dann wird solange getüftelt, bis man es entweder wieder verwirft oder ein Schnittmuster dafür anfertigt. Begonnen hatte alles, wie gesagt, mit der FoldOver Tasche. Ende 2014 hatte ich die ersten Taschen nach meinem Schnitt genäht und hin und wieder in verschiedenen Nähgruppen auf Facebook gezeigt. Die Taschen kamen so gut an und viele fragten, ob ich dazu nicht eine Anleitung machen könnte. Und so kam es dann auch. Dabei hab ich entdeckt, dass mir das gut liegt und bekomme seitdem viel Lob für meine Ebooks, besonders Anfänger sind sehr froh über die detaillierten Anleitungen und hochauflösenden Fotos. Ich kann mir gut vorstellen, dass irgendwann mal hauptberuflich zu machen.
Stimmt, du erfindest Taschen! Also Traumberuf doch irgendwie erreicht…
Ja der Mix macht’s, würde ich sagen 🙂 Alles in Allem eine runde Sache.
Wie funktioniert das so halb Grafikerin, halb selbständige Taschendesignerin? Wie sieht dein Alltag aus?
Ich gehe jeden Tag um 9 Uhr zur Arbeit und um 14:30 Uhr hab ich Feierabend. In den letzten Wochen hatte ich eher ein KreaTIEF, auch das kommt vor. Das letzte Schnittmuster, dass im März veröffentlicht wurde (die Geldbörsen-Ebooks) haben ganz schön an den Kräften gezehrt, da es sehr viel auf einmal war. Danach habe ich mir eine Pause genehmigt, wo ich durchaus auch mal Langeweile hatte, aber zum Nähen zu unmotiviert. Ich denke, so eine Phase hat jeder Kreative mal. Da gab es dann auch Tage, da kam ich nach Hause und hab einfach den restlichen Abend auf meiner alten Nintendo-Konsole gezockt 😀 Aber als Designer kann man nicht lange die Finger, bzw. die Gedanken still halten. Man muss nur durch die Straßen gehen und wird überall inspiriert.
Aber ein normaler Nachmittag beginnt mit dem Lesen/ Beantworten von Mails, das sind zum Glück noch nicht so viele, aber ich merke, dass es mehr wird. Meistens habe ich dann ein aktuelles Projekt, an dem ich weiter tüftle, zur Zeit die neue Tasche. Manchmal hab ich aber auch einfach Lust, etwas bestimmtes zu nähen, zur Zeit sind das Portemonnaies. Und dann suche ich schöne Stoffe aus dem Schrank und nähe Portemonnaies 🙂 Es ist schön, dass man als Selbstständiger frei entscheiden kann.
Ja, solche Ruhe- und Sammelphasen sind definitiv nötig um dann wieder in die Vollen zu gehen.
Ja, die brauche ich unbedingt! Man muss den Kopf wieder richtig frei bekommen, dass man an neue Projekte mit einem ganz frischen Blick herangehen kann. Ich will ja nicht 5 Schnittmuster veröffentlichen, die aber alle irgendwie gleich sind, sondern probiere jedes Mal neue Sachen und Materialien aus. Da haben wir wieder das Experimentieren des Erfinders 😀
Für wen nähst du die ganzen Taschen und Portemonnaies? Verkaufst du auch fertige Sachen?
Früher hab ich viel nach Auftrag genäht, aber das konnte ich irgendwann nicht mehr leisten, also musste ich mich entscheiden. Das Nähen unter Termindruck empfand ich oft als Stress, weshalb ich mich dagegen entschieden habe, auch um mich mehr auf das Erstellen von Schnittmustern zu konzentrieren. Damit geht es mir jetzt super!Und wenn ich jetzt Lust habe, etwas bestimmtes zu nähen, dann mache ich das einfach und stelle es anschließend in meinen Shop auf meiner Website. Dazu mache ich einen kleinen Post auf meiner Facebook-Seite und meistens sind die Sachen innerhalb von wenigen Stunden verkauft 🙂 Aber ich möchte keine Handmade-Maschine mehr sein, darum arbeite ich nur noch ganz selten nach Auftrag.
Das ist das Besondere am Kreativ sein: Immer wieder anders, immer wieder neu. Herausforderungen suchen und meistern.
Das finde ich auch! Wenn ich bei manchen Schnitterstellern schaue, dann sehe ich oft sehr ähnliche Sachen, wo dann vielleicht die Klappe anders ist oder hier noch nen Tüddel und da noch nen Täschchen, aber irgendwie alles ähnlich. Da lasse ich mir lieber mehr Zeit, haue nicht ein Ebook nach dem anderen raus, sondern probiere erstmal viel Neues aus.
Das wird sich auch auszahlen. Die Leute merken schnell, was Qualität ist und wo sie zu finden ist. Und im Internet spricht sich das auch rasend schnell rum. Aber verrate mir doch mal bitte, woher der Name Hansedelli kommt. Heißt es Hans ed Elli? Wie spricht man das aus?
Es wird Hanse-delli gesprochen. Ich habe lange über einen Namen nachgedacht. Es sollte was modernes, aber doch zeitloses sein. Es sollte einfach zu schreiben/ sprechen sein, ohne dass man nachfragen oder ihn erklären muss, er sollte also auch für sich stehen können, als Kunstwort. Tatsächlich ist es eine (mal gelungene) Kombination von verschiedenen Namen 😀 Da liest man ja die wildesten Kombinationen. Meine Großeltern waren schon immer wichtige Bezugspersonen für mich und da hab ich irgendwann angefangen mit deren und meinem Namen zu experimentieren und “Hansedelli” kam dabei raus, zusammengesetzt aus Hans, Edelgard, Lisa 🙂 Als ich das meiner Oma erklärte, musste sie sich ein Tränchen verdrücken.
Diese Kombination finde ich tatsächlich sehr gelungen! Mein Name hat auch was mit meiner Oma zu tun. Aber eher im weiteren Sinne. Ich finde das eine sehr schöne Idee.
Zum Schluss noch meine Standardfrage: Wann hast du zuletzt gekocht und was?
Haha 😀 Seit wir nach Köln gezogen sind, kochen wir nicht mehr so oft, was sich leider auch auf der Waage bemerkbar gemacht hat, darum sind wir gerade etwas am Kalorienzählen. Das Gute daran, man kann eigentlich alles essen, darf nur nicht über eine bestimmte Kalorienanzahl kommen 😛 Darum gab es heute zum Abendessen Lasagne (na gut, ich geb’ es zu, es war eine fertige Lasagne aus dem Supermarkt, aber trotzdem lecker und man weiß hinterher genau, wie viele Kalorien es waren 😉 )
Wie praktisch… Man muss halt Prioritäten setzen…
Lisa, vielen Dank für das Gespräch. Viel Erfolg für Hansedelli (jetzt weiß ich ja wie es ausgesprochen wird) Ich bin gespannt, was wir von dir noch zu sehen bekommen!
Ich bedanke mich bei dir! Das war sehr interessant und lustig. Man wird in Zukunft auf jeden Fall noch mehr von Hansedelli hören/sehen 🙂
Da bin ich mir sicher!
Dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend und Danke für das Interview 🙂
Danke, dir auch…
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