Heute geht es um etwas, was fast jeder der näht schon verarbeitet hat: Schrägband

Was ist das? Gibt es da verschiedene? Wofür kann ich es verwenden, wofür lieber nicht? Vor allem: wie nähe ich es an?

Zunächst: es gibt tatsächlich viele verschiedene Arten von Schrägband. Breites, schmales, einfarbiges, gemustertes, gefaltetes, nicht gefaltetes…

Die Möglichkeiten sind nahezu unendlich.

Aber warum heißt es überhaupt Schrägband?

Ganz einfach, weil es schräg zugeschnitten ist und zwar im 45°Winkel.

Darauf musst du auch achten, wenn du Schrägband selbst herstellst. Das ist ganz einfach: Den Stoff ausbreiten und im Winkel Streifen in immer gleicher Breite zuschneiden. Das funktioniert am besten mit Patchworklineal und Rollschneider.

Warum muss es denn schräg geschnitten werden? Manchmal passt es viel besser auf den Stoff, wenn ich es gerade schneide. Geht das nicht auch? Dafür habe ich mal ein Bild gemacht:

Der oberste Streifen ist schräg geschnitten. Nachdem ich diesen Streifen in einen Bogen gelegt und gebügelt habe, sieht er so aus wie der mittlere, legt sich schön flach und bildet eine schöne Kurve. Den unteren Streifen habe ich nicht schräg geschnitten und dann ebenfalls gebügelt. Da legt sich gar nichts und es wirft Falten. Das kann man hier noch besser erkennen:

Damit kommen wir auch schon zum Zweck von Schrägband. Man verwendet Schrägband um Kanten hübsch einzufassen. Das geht mit geraden Kanten wie z. B. an einem Reißverschluss entlang. Sein wahres Potential entfaltet Schrägband aber erst, wenn man es an gerundete Kanten annäht wie z. B. Ausschnittkanten oder Ärmellöcher. Durch den schrägen Schnitt ist das Band leicht dehnbar und legt sich super in die Kurve d. h. keine hässlichen Knubbel und Falten beim Annähen.

Aber wie nähe ich das ganze jetzt an?

Auch da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Es gibt diverse Spezialfüße für die Nähmaschine. Ich habe mir zwei gekauft und getestet.

Zuerst diesen hier:

Das ist einfach ein Nähfuß, der vorne noch eine Führung dran hat. Da rein wird das Schrägband eingefädelt. Dazwischen kommt der zu umfassende Stoff und dann läuft die Sache von allein. Soweit die Theorie. In der Praxis ist es leider so, dass die Führung für die fertig gefalteten Schrägbänder schlicht zu schmal ist und auch nicht verstellbar ist, wie man hier von unten sieht:

Es wirft Falten, die auch beim Annähen nicht weggehen. Bin ich gar nicht mit zufrieden…

Dann kam dieser Kandidat:

Vom Prinzip her ähnlich: auch ein Nähfuß, auch vorne eine Führung für das Schrägband und diese ist sogar verstellbar, von ganz schmal bis ganz breit. Auch das Einfädeln des Schrägbands ist hier viel einfacher. Mit der Schraube rechts kann man die Breite der Führung ganz exakt an die Breite des Bandes anpassen.

Stoff dazwischen und ab unter die Maschine.

Das funktioniert gut und ist für relativ gerade Kanten wie z. B. bei einem Tellerrock auch perfekt. Man wird schnell fertig und das Band sitzt.

Aber ich bin pingelig und nähe auch gerne enge Kurven wie diese und das geht mit diesem Fuß leider gar nicht.

Mindestens die untere Seite ist dann nicht sauber mitgefasst und muss nachgearbeitet werden.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich brauche kein spezielles Nähfüßchen für Schrägband, weil es mit dem ganz normalen Nähfuß einfach perfekt wird.

Nämlich so: Zuerst das Schrägband an einer Seite auseinanderfalten. Diese Seite dann bündig auf die linke Stoffseite legen und ganz knapp rechts neben dem Knick einmal mit Geradstich entlang nähen (ich habe dunkles Garn verwendet, damit man es besser erkennen kann. Wähle bitte eine zum Band passende Garnfarbe). Dabei das Band auch in den Kurven nicht dehnen.

Wenn du am Ende angelangt bist, klappst du das Band einmal um den Stoff herum auf die rechte Seite:

Jetzt das Band ganz knapp über die erste Naht legen, so dass sie gerade verdeckt ist. Jetzt auf der Stoffoberseite absteppen:

Wenn du diese Naht fertig hast, das ganze noch bügeln und du hast eine Stoffkante, die von beiden Seiten und auch in den Kurven und Rundungen wunderbar sauber aussieht:

Verwenden kannst du Schrägband im Prinzip bei allen nicht dehnbaren, gewebten Stoffen. Bei dehnbaren Stoffen wie z. B. Jersey würde ich dir kein Schrägband empfehlen, da die Dehnbarkeit des Bandes einfach nicht ausreicht. Es wird steif und unförmig. Mittlerweile gibt es doch aber Jerseyschrägband… Auch das habe ich ausprobiert. Anders als gewebte Stoffe ist Jersey ja schon an sich dehnbar. Wenn man den nun also schräg zuschneidet, erreicht man damit einen eher gegenteiligen Effekt: Die Dehnbarkeit leidet sehr stark oder geht sogar verloren. Meist sind diese Bänder dann auch noch ohne Elasthan, so dass sie nach einmal Dehnen ausgeleiert sind und nicht in die ursprüngliche Form zurückgehen. Gut, dieser Test ist schon etwas her. Ich habe die Hoffnung, dass die Hersteller mittlerweile nachgebessert haben und wenigstens nicht mehr schräg schneiden. Am einfachsten ist es, selbst einen Streifen (gerade geschnitten!) vom Jersey abzuschneiden. Das passt farblich und dehnt sich auch passend zum Stoff.

Wer aber trotzdem einen Ausschnitt an einem Shirt mit Band einfassen möchte und nicht selber schneiden will, für den gibt es eine Alternative: elastisches Einfassband oder auch Falzgummi.

Dieses Band ist kein Schrägband, sondern eher ein weiches Gummi mit einem Knick in der Mitte. Es hat eine matte und eine glänzende Seite, die man ganz nach Belieben für außen wählen kann.

Gibt es in vielen Farben und mittlerweile auch in gemustert. Damit lassen sich Shirts und Tops ganz toll und einfach einfassen und sie bleiben ganz lange in Form.