Endlich ist es da: Das Näh-GB von Inge Szoltysik-Sparrer. Nachdem ich Pingel-Inge (Jurorin bei “Geschickt eingefädelt” auf VOX) auf der h+h cologne in einem Workshop persönlich kennengelernt hatte, war für mich klar: das Buch brauche ich!

Vorbestellt war es schnell, dann hieß es warten. Nun ist es angekommen…

Bestellt habe ich es hier*

Was ist das nun für ein Buch und warum „Nähgesetzbuch“ – aufgemacht wie ein x-beliebiges langweiliges Gesetzbuch? Ist das nicht ein absoluter Widerspruch – Kreativität und Gesetz? Ist es nicht das war das Nähen so interessant macht: das freie Gestalten nach eigenen Regeln? Wofür Gesetze?

Ja, es ist ein Widerspruch! Aber eigentlich auch nicht…

Aus einer Kartoffel wird niemals eine Sahnetorte – eine Behauptung so simpel wie wahr. Weiß jeder….

Wer aber weder Kartoffeln noch Sahnetorten kennt, kann mit obigen Satz nichts anfangen und muss ihn erklärt bekommen.

Nun gibt es auch im Nähbereich gibt es solche scheinbar simplen Wahrheiten. Aber die sind eben nicht allen bekannt.

Und genau das ist die Intention vom Näh-GB: Grundlagen vermitteln. Zeigen, was geht und was eben lieber nicht. Kann man sich dran halten, kann es aber auch lassen. Wie bei der Sahnetorte: Klar kann man da irgendwie bestimmt auch Kartoffeln verwenden, aber Sahne als Zutat vereinfacht das Ganze erheblich und führt zu einem besseren Ergebnis.

Es ist einerseits ein Aha-Buch (Bücher, wo es beim Lesen immer wieder Klick und Aha macht). Andererseits aber auch ein fundiertes Nachschlagewerk. In 9 Kapiteln werden wirklich Grundlagen vermittelt. Angefangen wie eine Nähmaschine funktioniert, was für eine Ausstattung sie hat, was es an zusätzlichem Zubehör gibt, welche Stoffe für welche Projekte geeignet sind, gehen die Kapitel Schritt für Schritt durch den Entstehungsprozess eines Kleidungsstückes bis hin zum finalen Bügeln.

Ach ja, Bügeln – definitiv nicht mein Thema! Ich vermeide Bügeln sonst, wo immer es geht, aber beim Nähen ist es ein wirklich entscheidender Faktor, der zum Gelingen beiträgt. Wenn Inge in ihrem Buch behauptet „Bügeln ist das halbe Nähen“ hat sie damit absolut recht!

Im Modetechnikengesetz werden Möglichkeiten beschrieben, mit denen man den selbstgenähten Stücken noch mehr Individualität verleihen kann: Abnäher, Belege, Kragen, Ärmel, Taschen, Knopflöcher usw. Sie erklärt, was das alles ist, beschreibt aber nicht, wie man es macht – dafür gibt es andere Bücher.

Maßtabellen für Damen, Herren, Mädchen, Jungen, Kleinkinder und Babys sind ebenso enthalten wie das Schnitt-Technik-Gesetz – das Kapitel über das richtige Maßnehmen. Hier arbeitet sie mit dem eigens von ihr entwickelten Meßgeschirr. Damit wird Maßnehmen richtig einfach. Klar, man braucht immer noch jemanden, der hilft. Aber alle Maße kann man sauber und einfach ablesen.

Am Ende eines jeden Kapitels gibt es noch 3 Tipps: der schnelle Fix-Tipp, der hilfreiche Hobby-Tipp und der Profi-Tipp wirklich aus den Tiefen der Schneiderei. So findet jeder den für sich passenden Tipp und kann seinem Level entsprechend Nutzen daraus ziehen.

Mein persönliches Highlight sind aber die kleinen Geschichten aus dem Atelier. Hier erklärt sie z. B. warum im Atelier immer Krauseminzwasser und Brandsalbe zu finden sind.

Wie kommt nun eine Schneidermeisterin dazu, ein Gesetzbuch über das Nähen zu schreiben?

Weil sie es kann!!! Sie ist seit über 40 Jahren in diesem Beruf tätig, Vorsitzende des Bundersverbandes der Maßschneider, Mitglied im Meisterprüfungsausschuss der HWK Dortmund, hat Scharen von Lehrlingen ausgebildet – um nur ein paar Highlights aus dem im Buch vorangestellten Interview zu erwähnen. Sie kennt sich aus wie keine Zweite mit Stoffen, Nähen und allem was dazu gehört. Wer, wenn nicht sie, kann also ein Gesetzbuch über das Nähen schreiben?

Ein letzter Gedanke: Wer Inge mal persönlich kennengelernt oder ihr bei Geschickt eingefädelt auf Vox zugeschaut hat, weiß wie sehr sie einen Blick für scheinbare Kleinigkeiten hat und Wert darauf legt, dass alles bis ins kleinste Detail perfekt ist. Dieser Charakterzug tritt in diesem Buch immer wieder zu Tage, sogar auf dem Buckrücken. Ist die Form des Strichcodes nicht einfach genial? Eigentlich ein Allerweltsding, aber Inge macht einen Hingucker raus – typsich Inge eben…

Mein Fazit: Wer ein Anleitungs- oder Schnittmusterbuch sucht, wäre hier sicher enttäuscht. Die Techniken werden gezeigt, aber nicht Schritt für Schritt erklärt. Wer aber ein solides Grundlagenwerk mit viel Hintergrundwissen haben möchte, darf sich das Näh-GB definitiv nicht entgehen lassen. Ich gebe es nicht wieder her!!!

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